Er machte mir noch ein unglaubliches Geschenk.
Einen flüchtigen Blick auf die Welt durch Gottes Augen
Tanja Blixen, Jenseits von Afrika
Mit dem Gleitschirm unterwegs
Kann man das Erlebnis des Fliegens noch demütiger beschreiben ? Heute kann jeder diesen Blick erleben. Aber das Ursprüngliche dieses Zitats zu einer Zeit in der das Fliegen nicht selbstverständlich war, kann man immer noch erleben. Wenn man zum Beispiel sein Tuch auf der Bergwiese auslegt, sich konzentriert auf den Wind, alles hinter sich lässt und mit drei Schritten mit dem Gleitschirm in den Himmel startet. Und dann geräuschlos im Aufwind der Thermik nach oben gleitet, den Vögeln gleich.
Fliegen im Südschwarzwald
Mit der populärste Flugberg im südschwarzwald ist der Kandel
Fliegen in den Vogesen
Die Flugarena im Thurntal
Gut ein einhalb Autostunden von Freiburg aus liegen rund um Fellering im Thurtal einige sehr interessante Fluggebiete. Die meist frequentierten Gebiete sind der Markstein / Treh, der Petit Drumont sowie unterhalb davon der Gustiberg. Viele Flugschüler der südbadischen Flugschulen lernen hier ihre ersten Schritte mit dem Gleitschirm in die Luft.
Für uns ist der Drumont ein sehr interessanter Platz, da er einer der wenigen Startberge eine Nord-Ost / Ost Ausrichtung hat. Eine Ausrichtung, die man im Südschwarzwald selten findet. Die Basis für das Fluggebiet am Drumont ist der kleine Ort Urbes am Fuße des Col de Bussang bzw. der Moselquelle. Neben dem Campingplatz „Camping municipal Benelux-Bâle“ – dem Treffpunkt der Flieger dort – findet sich direkt der Landeplatz. Auch wir haben einen Wohnwagen dort auf dem Platz stehen und kommen über den Sommer gerne dorthin um eine kleine Auszeit – sozusagen einen Miniurlaub – im Elsass bzw. den Vogesen zu genießen.
Urbes selbst spiegelt in seiner Geschichte die wechselvollen Perioden die das Elsass und die Vogesen im Spannungsfeld der Nationalstaaten Deutschland und Frankreich in der Vergangenheit hatten. Als Synonym dafür darf die geplante Eisenbahnstrecke / Tunnelquerung des Bussang dienen. Unter französischer Planung um 1930 begonnen endete das Projekt 1944/45 als Rückzugsort der Rüstungsindustrie mit Zwangsarbeit und Arbeitslager des untergehenden Dritten Reichs. Zahlreiche Relikte sind heute noch in Urbes und Umgebung zu sehen. Das wohl eindrücklichste davon ist das isolierte Viadukt beim Campingplatz und gleich dahinter Richtung Bussang das Tunnelportal des nie vollendeten Tunnels nach St. Maurice sur Moselle. Die historischen Dokumente dazu sind sehr interessant!
Fliegen in Norba / Italien
Gleitschirmfliegen in antiken ruinen, ja so was gibt es

Besser bekannt als das Fluggebiet von Norma südlich von Rom. Bekannt vor allem, weil der Startplatz im Laufe des Tages sehr sicher vom Meerwind des nur 30 km entfernt liegenden Mittelmeers angeströmt wird und als Soaringkante einen super Ruf hat.
Allein: eigentlich soart man nicht in Norma sondern vielmehr in Norba, die neben Norma liegende und sehr weitläufige Akropolis aus vorrömischer Zeit.
Gestartet wird auf einer großen Fläche direkt an der Kante. Dort an der Kante liegt ein Kunststoffrasen. Nicht allzu groß, aber da hier bei viel Wind geflogen wird, reicht das. Ist der Wind zu stark oder will man nicht direkt an der Kante starten, haben wir beobachtet, dass auch weiter hinten aufgezogen wird und der Schirm dann nach vorne zum Start geführt wird.
Der Landeplatz liegt am Fuß der Kante ca. 350 m tiefer und ist sehr groß. Idealerweise landet man aber eh wieder oben. Hinter dem Startplatz finden sich eine große hindernisfreie Flächen mit eigenem Windsack zum bequemen Toplanden.
Norba / Norma steht im Ruf ein einfaches Fluggebiet zu sein. So will ich das aber nicht einfach stehen lassen. Starkwind und starke Thermik können immer eine brisante Mischung sein. Und die Thermik hatte auch noch im späten September ordentlich Kraft. Nie aus den Augen sollte man lassen auch, dass der Platz bei Südwind von der vorderen Kante her überlagert wird und den teils starken Seitenwind lokal überlagern kann.
Aber grundsätzlich: ein schönes Fluggebiet in einer einmaligen Umgebung und sicher eine Reise wert!
Die Geschichte von Norba
Wenn wir hier schon über das einmalige Erlebnis sprechen, zwischen antiken Ruinen zu Starten und zu Landen, sollten wir einen Blick auf diese antike Umgebung werfen. Es ist nicht nur ein einmaliges Fluggebiet, sondern auch eine einmalige historische Stätte.

Norba ist eine vorrömische Stadt auf einem Steilabhang der Lepinischen Berge. Unten im Tal liegen die ehemaligen pontinischen Sümpfe. Erhalten sind noch große Teile der Stadtmauer, die drei Stadttore sowie zahlreiche Straßen und Gebäudegrundrisse. Die Mächtigkeit des Haupttores führte zur Sage, dass die Stadt von Zyklopen, zumindest aber von Herkules persönlich, aber niemals von Menschenhand errichtet wurde.

Die Bewohner der Lepinischen Berge erreichten die Entwässerung der tiefer liegenden pontischen Sümpfe und gewannen damit eine blühende landwirtschaftliche Basis. Dies brachte Reichtum und Ansehen nach Norba.
Allein, wer einen mächtigen Nachbarn wie Rom hat, der hat auch Probleme. Bei internen Streitigkeiten in Rom, stellten sich die Bewohner von Norba auf die falsche Seite. Also auf die Seite des späteren Verlierers. Damit war das Ende von Norba besiegelt. Einem Rachefeldzug durch die siegreichen römischen Seite gelang es, die Stadt zu erobern. Allerdings gingen die Bewohner von Norba vor der Eroberung freiwillig selbst in den Tod, verbrannten sich samt ihres Hab und Guts und begingen Selbstmord. Den Römern fiel weder Gut noch Menschen zum Plündern in die Hände. Es galt der Spruch: Norba, die Stadt die sich Rom nie unterwarf!
Mit dem Ende der Bewohner von Norba, starb auch das Wissen, wie die Sümpfe zwischen den Lepinischen Bergen und dem Meer entwässert werden konnte. Die Ebene versumpfte wieder zusehends. Malaria und weitere Seuchen kamen zurück in die Ebene und machten diese unbewohnbar.
Viele versuchten sich in Folge an der Trockenlegung der pontinischen Sympfe. Darunter illustre Namen wie Caesar, Napoleon und zahlreiche Päpste. Erst ab 1930 wurden erfolgreiche Maßnahmen zur Trockenlegung begonnen, die gegen 1940 abgeschlossen werden konnten und so heute noch existieren. In dem ehemalig menschenleeren Sumpfgebiet leben heute wieder eine halbe Million Menschen!