Siebenbürgen
Herrmanstadt hat uns neugierig gemacht, was es eigentlich mit Siebenbürgen auf sich hat. Um 1100 bot das ungarische Königsreich Siedlern an, sich an deren Ostgrenze nieder zu lassen, dieses Gebiet zu entwickeln und gegen Einfälle aus dem Osten zu sichern. Im Gegenzug sicherte man den Siedler Rechte zu, die sie in ihrer Heimat nie erreichen konnten. Die ersten Siedler kamen aus dem Rhein- Moselgebiet, später dann auch – man höre und staune – aus Emmendingen und dem Markgräfler Land.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs mit der Niederlage Österreich-Ungarns wurde Siebenbürgen Teil des neu formierten Staates Rumänien. Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reichs flüchteten ein großer Teil der Bevölkerung Siebenbürgens nach Deutschland und Österreich. In den 1970 ziger und vor allem den 1990 ziger Jahren folgten weiter Auswanderungswellen und so lebt heute nur noch ein verschwindend kleiner Anteil der ehemaligen Siebenbürger in diesem historischen Siedlungsgebiet.
Sibiu / Herrmannstadt
Wenn man es nicht wüsste, käme man beim Spaziergang durch Hermannstadt eher auf die Idee, in einer deutschen oder österreichischen Stadt unterwegs zu sein. Wiener Schnitzel im „Cafe Wien“ in Sibiu / Rumänien?
Evangelische Stadtkirche, Lügenbrücke, Büchercafe, Rathausturm: auf Schritt und Tritt wird uns klar, wie viel deutschsprachige Geschichte hier noch erhalten ist.
Wir kommen aus Südwestdeutschland, hier ist im Zweiten Weltkrieg fast keine Stadt ohne immense Schäden durch Luftangriffe geblieben und historisch intakte Städte finden sich bei uns eher nicht mehr. Das ist in Herrmanstadt anders, der historische Stadtkern und die ursprünglichen Gebäude sind noch weitgehend intakt und bilden eine beeindruckende Stadtkulisse einer ehemals blühenden Stadt.
Uns fällt an den alten Gebäuden die Form der Dachgauben auf: sie sind nicht eckig aufgesetzt und mit Stoßkanten ins Dach integriert, nein, sie werden harmonisch schleifend aus der Dachfläche geführt und gleichen eher einem Auge wenn man vor dem Haus steht. Diese Form der Dachgauben – welche wohl zu Belüftung von Vorräten die unter den Dach gelagert wurden dienten – sehen wir noch oft auf der Reise durch Siebenbürgen.
Schäßburg / Sighișoara
Was hat uns in Schäßburg total umgehauen ?
Ja es ist auch eine der absolut beeindruckenden Städte in Siebenbürgen. Aber was uns absolut staunen lies, waren die Schwärme der Krähen die den Abendhimmel über der Stadt und der höher gelegenen Altstadt vereinnahmten. Es klingt wie eine Phrase, aber dennoch: die Schwärme der Krähen / Raben verdunkelten den Himmel!
Schäßburg ist wohl einer der wenigen Städte weltweit, mit Schulen in dem eine nicht nur Deutsch als Unterrichtssprache gilt, sondern an deren Bergschule man auch ein in Deutschland anerkanntes Abitur ablegen kann. Aber allzu präsent ist die deutsche Sprache nicht mehr, nur noch eine verschwindend kleine deutschsprachige Minderheit von ca. 2 % in der Stadt lebt. Nicht desto trotz gehört Deutsch zu einer der drei offiziellen Amtssprachen der Stadt. Neben Rumänisch und Ungarisch.
Kirchenburg Birthälm
Einer der zentralen Gedanken zur Vergabe der Rechte zur Niederlassung als Siedler durch das damalige Ungarische Königsreich war, das Gebiet im Osten vor Einfällen wehrhaft zu sichern. Die Städte Siebenbürgens kamen dem nach, in dem sie die Stadt befestigten und diese Befestigungsanlagen wiederum in Obhut der Zünfte legten. Die Zünfte hat dafür Sorge zu tragen, dass die ihr anvertrauten Anlagen funktionsfähig und ausgestattet waren.
Auf dem flachen Land aber war dies so nicht möglich. Der Aufwand hätte von kleinen Dörfern und Weiler nicht geleistet werden können. Hier reduzierte man sich darauf, die Kirchen als zentrale Rückzugs- und Wehranlagen aus zu bauen. Der Gedanke dabei war, dass sich im Falle eines Überfalls die Bevölkerung in die Wehrkirche bzw. die sie umgebende Anlage zurückziehen konnte, dort Schutz und ausreichende Verpflegung vorfand, sowie sich gegen die Angreifer zu Wehr setzen konnten.
Die Kirchenburg von Birthälm datiert auf des 14. /15. Jahrhundert und war u.a. auch Bischofssitz. Geschützt wird die Anlage durch drei Ringmauern und vielen Türmen.
Zusammen mit der sie umgebenden Ortschaft wurde die Kirchenburg von Birthälm zum UNESCO-Welterbe erklärt.