„Seine heutige Pracht verdankt das Schloss und damit auch der Schlossgarten vor allem dem Vergessen.“
Dem Vergessen deshalb, weil der Schlossgarten kurz nach seiner Fertigstellung und auf dem Höhepunkt seiner Gestaltung, durch den Abgang des Kurfürsten Carl Theodor nach Bayern in einen Märchenschlaf versinken konnte. Mit dem Wechsel von Carl Theodor aus der Kurpfalz in die Heimat der Wittelsbacher verließ der letzte Kurfürst die Kurpfalz.
Die Besitztümer der Kurfürsten, das Heidelberger Schloss, das Barockschloss in Mannheim und die Sommerresidenz in Schwetzingen fielen kurz nach dem Tod Carl Theodors in den Wirren der Napoleonischen Kriege an das Herzogtum Baden. Und deren Fokus lag in der badischen Residenz in Karlsruhe und die Kurpfalz geriet aus dem Fokus. Und damit blieb der Schlossgarten von wesentlichen „Aktualisierungen“ im jeweiligen Zeitgeist verschont und präsentiert noch heute den Stil seiner Zeit und seiner Gestalter.
Carl Theodor regierte die Kurpfalz im Geiste der Aufklärung. In Mannheim gründete er die Akademie der Wissenschaften und den Vorgänger des heutigen Nationaltheaters, das Schauspielhaus. An die Forschungen der Akademie erinnert noch heute der Blitzableiter und das Schauspielhaus bot Friedrich Schiller die Bühne für sein Schauspiel „Die Räuber“. In die freigeistige Kurpflaz floh Schiller vor der Regentschaft der württembergischen Nachbarn, die den Dichter in der Feste Hohenasperg bei Ludwigsburg einkerkern wollten.
Der Schlossgarten spiegelte die zur Zeit seiner Entstehung vorherrschende Gartenbaustile und vereint diese in einzigartiger Form. Direkt ans Schloss schließt sich der strenge barocke französische Garten an, ihm folgt im Westen und Norden des Parks der englische Gartenteil, der die strenge Geometrie auflöst und scheinbar der Natur den Vortritt lässt. Zwei Gartenarchitekten stehen für diese beiden Stile: Nicolas de Pigage für den französischen Garten und der Sohn des Hofgärtners Friedrich Ludwig Sckell, der für den englischen Garten steht. Sckell war dann nach Abgang von Carl Theodor nach München auch der Architekt des heutigen „Englischen Gartens“ in München. Ganz im Zeichen der Aufklärung war der Garten unter Carl Theodor für die Einwohner von Schwetzingen unentgeltlich zugänglich. In der Zeit keine Selbstverständlichkeit.
Neben dem eigentlichen Schlossbau und der Orangerie mit seinen Zitruspflanzen verteilen sich über den Schlossgarten noch zahlreiche Statuen und Bauwerke. Sie binden Themen der klassischen Antike ein und gliedern mit ihren angrenzenden Gartenflächen den Park.
Die Skulpturen im Schlosspark
Für uns ist der Schlossgarten heute eine kleine Oase aus einer anderen Welt. Egal wie oft wir ihn besuchen, er überrascht immer mit neuen Einblicken und Eindrücken. Zu jeder Jahreszeit offenbaren die verschiedenen Gartenflächen ihren eigenen Charme. Licht und Farben gestalten eine wunderschöne Bühne die man entdecken muss. Dazu die Fluchten und Einblicke der Wege, Kanäle und Achsen durch den Park und immer wieder eine neue Perspektive auf die versteckten Bauten im Park. Man will das festhalten, mit seiner Sicht auf die Dinge den Moment gestalten und aufbewahren. Wir gehen nie aus dem Park ohne das ein oder andere Bild in der Kamera zu haben, von dem wir glauben, dies noch nie so gesehen zu haben.
Der Park im Wechsel der Jahreszeiten
Vögel im Park
Kirschblüte
Eine der ganz besonderen Zeiten im Park ist der Frühling zur Zeit der Kirschblüte. Im Obstgarten vor der Moschee treiben zahlreiche Zierkirschen ihre Blüten in die Frühlingsluft und tauchen den Garten in ein lichtdurchflutetes Blütenmeer in zartrosa.
Die vielen Brücken im Park
Wasserspiele kamen früher nicht einfach aus der Druckwasserleitung sondern forderten eine ausgekügelte Planung und Konzeption. Für barocke Gärten und deren Wasserspiele wurde das Wasser von umgebenden Fließgewässern abgezweigt und in Wasserwerken – meist wassergetriebene Hebeanlagen – das Niveau für den Wasserdruck der Springbrunnen erzeugt. Das abgezweigte Wasser im Oberlauf führte man in Kanälen durch den Park und schließlich im Unterlauf wieder zurück in das speisende Fließgewässer.
In Schwetzingen wurde der Leimbach als Fließgewässer zur Speisung der Kanäle genutzt und zwei Wasserwerke außerhalb des Parks erzeugen den notwendigen Druck für die Wasserspiele.
Kanäle in Parkanlagen müssen zur Anlage von Promenadewegen allerdings überbrückt werden. Dies ist auch im Schlossgarten Schwetzingen so und unzähliche kleine weiße Brückchen erschließen den Park.
Feste im Park
Und nicht vergessen wollen wir die alljährlichen Feste im Park. Egal ob es das Lichterfest ist oder der Konzertabend zum Schloss in Flammen. Dann strömen die Kurpfälzer mit Mann und Maus und Bollerwagen in den Park, besiedeln die Rasenflächen mit ihren Picknickdecken und lassen es sich sichtlich vergnügt ganz gut gehen. Mit einer Stimmung, die wohl nur die Kurpfälzer hin bekommen. Schwetzingen: ein unbedingter Reisetipp im Südwesten.