Fast ….
…… hätten wir den Park gar nicht besuchen können. Wir hatten nicht erwartet, dass in 2024 die Straßen in Südafrika so drastisch schlecht geworden sind. Selbst „Tar-Roads“, also geteerte Straßen, werden nicht mehr sonderlich gewartet, verfallen, es bilden sich Potholes und letztlich bleiben kilometerlange Schlaglochpisten. Sprich: man kommt nicht so voran wie man denkt. Wenn dann diese auf einmal zu üblen Gravel- und Sandpisten wechseln, selbst in Regionen, in denen man diesen Straßentyp wirklich nicht erwartet hätte, dann kann ein Zeitplan schon mal nicht aufgehen. Wir erreichten das Gate zum Park just, als die Madame am Entrance Gate gerade abschließen wollte. Und ….
Fast …..
….. wäre es unser Privatpark geblieben. Weil andere Gäste gab es bis dato nicht. Fast ! Denn während wir noch eincheckten und plauderten, kamen mit noch viel mehr Verspätung vier Südafrikaner dazu, die es ohne unsere Verzögerung auch nie und nimmer in den Park geschafft hätten. So waren wir zu sechst im Park, immer noch ein unvergleichlicher Luxus, oder ?!
Das Camp
Es gibt nicht sehr viele Campsites im Park. Aber diese sind wiederum super schön. Unter großen Bäumen mit sandigem Grund und eigenem Bohrlochwasser ist der obligate Grill der afrikanischen Campsites betoniert. Die anderen Sites sind weit weg und ein kurzer Weg führt zu den Abolutions.
Der erste Bushdrive zeigt uns dann zu unserer Überraschung, doch eine nicht erwartete Vielfalt. Es ist ein Giraffenland, dazu Zebras, Impalas, kleinere Antilopen und ein paar Gnus.
Der Clou
Dann überrascht uns Blouberg noch mit einem nicht erwarteten Highlight. Die Leute hier haben sich etwas tolles zur Tierbeobachtung einfallen lassen. Vor einem Wasserloch haben sie einfach einen Überseecontainer eingebuddelt, mit dem Schneidbrenner eine Aussichtsluke rausgetrennt, Bänke und eine Ablage eingebaut und fertig ist der Hide. Der Zugang ist verdeckt und man sitzt kurze Zeit später Auge in Auge den Tieren des Parks gegenüber.
Aha Erlebnis mit den Oxpeckern
Also um exakt zu bleiben, mit den „Red-billed Oxpecker“ in deutsch eher unbekannt als Madenhackerstar. Im Container am Wasserloch beobachteten wir eine Giraffenfamilie, die zur Wasserstelle kam. Zuerst der Bulle, dann Weichen und das Kalb. Es ist immer wieder spektakulär, wenn sich Giraffen ans Trinken machen. Der lange Hals hat nicht nur Vorteile. Zuerst wird gesichert: ist irgendwo ein Räuber, der sich die folgende, etwas hilflos anmutende Szene zu nutzen machen kann. Ist das ausreichend geklärt, geht es los: Die Vorderfüße werden breit gespreizt, der Kopf gesenkt, dann kann Wasser aufgenommen werden. Meist trinken die Giraffen hintereinander, diejenigen, die nicht trinken, sichern weiter. Soweit alles bekannt.
Bekannt ist auch, dass Giraffen mit zu den Lieblingswirten der Oxpecker gehören. Diese Vögel, auch Madenpicker genannt, leben von Insekten und deren Maden. Vorzugsweise von blutsaugenden Insekten wie etwa Zecken. Sie haben ein spezielles Habitat für sich entdeckt: nämlich das Fell der Großwildarten im südlichen Afrika. Nashörner, Büffel, Giraffen und verschiedenen Antilopenarten. Diese werden ständig von den Vögeln besucht. Sie lassen sich im Fell nieder und durchsuchen dieses nach eben den bevorzugten Insekten und Larven. Die Wirtstiere lassen sie wohl gern gewähren, man spricht von einer Putzsymbiose.
Uns hat absolut erstaunt, dass wir beobachten konnten, dass die Giraffen, die an die Tränke kamen, sich nicht nur ihrer Parasiten bewusst waren, sondern auf diese durchaus Rücksicht nahmen. Oxpecker nutzen die Wildtiere nicht nur als Futterquelle, sondern sie sind auch Fortbewegungsmittel für die Vögel. Geht also die Giraffe trinken, scheint das auch die Gelegenheit für die Oxpecker zu sein, ihren Durst zu stillen. Gingen die Giraffen ans Wasserloch, verließen die Vögel die Giraffe und gingen an den Uferrand. Jetzt muss man sich den Größenunterschied der beiden Spezies vor Augen führen. Eine Giraffe kann gut 6 Meter hoch werden, der Oxpecker 10-20 cm. Geht der Vogel unmittelbar vor der Giraffe auf den Boden, könnte es für ihn schon sehr heikel werden, nicht unter den großen Hufen der Giraffe zertreten zu werden. Aber wir konnten zuschauen, wie die Giraffen den Vögeln den Vortritt ließen und sich erst ans Trinken machten, nachdem die Vögel wieder „aufgesessen“ waren: man respektiert sich !
Die Baobab Bäume
Wir wussten, dass wir im Blouberg große Baobab Bäume finden werden. Hierzulande sind Bobabs als Affenbrotbäume bekannt. Baobabs sind für ihren Lebensraum in der trockenen Savanne Afrikas phantastisch angepasst. In der Regenzeit speichern sie Wasser, welches sie in den langen Trockenperioden dann aufbrauchen. Bis zu 100.000 Liter Wasser kann der Baum speichern.
Ja, wir haben sie gefunden, sie gehören zu den Attraktionen, mit denen der Park wirbt. Und auf einige Standorte wird auch hingewiesen, aber darüber hinaus fanden wir im Park auch zusätzlich ein paar Baobabs, auf die nicht verwiesen wird, die aber teilweise größer sind, als die ausgewiesenen. Es lohnt sich, die Augen aufzuhalten.
Der Blouberg hat keine Elefanten im Tierbestand. Das ist wohl der Grund, warum man heute dort die mächtigen Baumgiganten bewundern kann. Denn dass die Bäume Wasser speichern können, wissen auch die Elefanten. Und kein Tier kann so rigoros seinen Wunsch durchsetzen, an Wasser zu kommen wie ein Elefant! 300 Liter davon pro Tag braucht er schon. So haben die Tiere gelernt, mit ihren Stoßzähnen die Rinde der Baobabs zu durchstoßen, diese abschälen und dann das weiche, nasse Innere der Bäume zu fressen.
Im benachbarten Mapungubwe National Park – den wir als nächstes besuchten – kann man sich das eindrücklich anschauen, was passiert, wenn eine zunehmende Zahl von Elefanten in einem Bestand von Baobabs lebt. Mit einer gewissen Verzweiflung hat die Parkverwaltung dort die Baobabs mit Maschenzaun umwickelt, um sie von den Attacken der Elefanten zu bewahren. Ein vergebliches Bemühen.